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Gedanken zu den Auswüchsen in der "Hundeszene"

Aktualisiert: 5. März 2023


Diese Gedanken trage ich schon länger in mir, Worte hatte ich dafür bisher keine. Doch heute, heute, will es raus.


«Was der international anerkannte Canidenforscher in vielen Jahrzehnten bei Strassenhunden und Wölfen beobachtet hat, ist essenziell, wenn man das Sozialverhalten von Hunden richtig verstehen will. Seine konkreten Praxistipps zeigen darüber hinaus, wie man Hunde auf einfache Weise wunderbar «hinbekommt.»


Günther Bloch. Ein wahrhaftiger, ehrlicher Hundemensch. Ein grossartiger Mensch. Ich spüre und empfinde sein Rückzug aus dem Geschehen der Hundeszene in letzter Zeit so deutlich und auch als schmerzhafter Verlust. Ich empfinde es so, dass es ihn, als Mensch, und seine Betrachtungsweise von Hunden und einfach seine Günther-Bloch-Art, zurzeit so dringend brauchen würde.


Wenn ich davon lese, dass darüber diskutiert wird, ob es Macht und/oder Gewalt sei, einen Hund gegen seinen Willen (=er freut sich nicht, jetzt angeleint zu werden) an einer befahrenen Strasse anzuleinen, dann kräuseln sich mir die Zehennägel. Und das ist nur ein kleines Beispiel von vielen.


Ich lese und höre mir an, wie ausschweifend und bis ins pingelige i-pünktchen Definitionen von Begriffen erläutert und diskutiert werden. Es gibt ganze Podcasts und riesige Texte dazu. Zu Begriffen. What?! Ich sitze da, überfliege diese Kommentare in den Social (??) Media und frage mich, wieso die Leute sich die Zeit dafür nehmen. WARUM nehmen sie sich Zeit dafür, wieso ist ihnen das so wichtig?! WARUM gehen sie nicht lieber mit ihrem Hund los, in den Wald, aufs Feld und leben das LEBEN und leben sich und ihren Hund? Beobachten die Hunde. Beobachten sich. Schauen, was IST. Und ziehen danach für sich ihre Schlussfolgerungen. Reflektieren. Für sich. Leben mit ihrem Hund und tun wiedermal die Dinge aus dem Bauch heraus und so, wie es sich richtig anfühlt.


Stattdessen wird endlos geschwafelt über Lerntheorien, wo fängt Gewalt an, wo hört sie auf, aversive Methoden, oder lieber alles rein positiv verstärken, Schleppleine ja/nein, Flexileinen uiuiui des Teufels Zeugs, Halsbänder vs. Geschirr, den Hund belohnen oder bloss gar nichts sagen, Leckerlie oder Wasserflasche oder vielleicht besser alles ignorieren, darf der Hund sich der bei 20 Grad noch über Schritttempo bewegen oder stirbt er dann gleich den Hitzetod, beschädigt ein bisschen Streusalz für immer und ewig die Hundepfoten des Hundes, BLABLABLA!


Ganz ehrlich, ich kann es nicht mehr hören und will es nicht mehr lesen. Manchmal schaue ich die Hunde an und wir führen kleine Gespräche. Und diese Hunde schütteln den Kopf. Und sagen: «Ach, ihr Menschen. Wenn euer Herz doch so voll wäre wie euer Kopf. Wenn ihr euch Zeit nehmen würdet für das Wesentliche. Wenn ihr die Ehrlichkeit und die Natürlichkeit wieder leben und zelebrieren könntet. Wenn ihr die Liebe und das Wahrhaftige wieder fühlen würdet statt euch um Begriffe und Methoden zu streiten und ständig auf euer Handy zu gucken. Wenn ihr UNS doch wiedermal einfach nur SEHEN und FÜHLEN würdet….!».


In seinem Buch «Mein Hundewissen» spricht Günther Bloch über Loyalität, Vertrauen, Zeit und Ehrlichkeit. Hündischer geht nicht.


Wähle weise, womit du dich beschäftigst, womit du dein Hirn und dein Herz fütterst. Du musst dir nicht alles reinziehen, was in der «Hundeszene» so geredet und geschrieben und gefilmt wird. Wähle weise. Und die beste Wahl ist dein Hund. Geh raus, in die Natur. Erfahre und fühle. Du und dein Hund. Die Natur. Wir müssen uns nicht mit der Natur verbinden. Wir SIND Natur. Vielleicht sollten wir uns das wiedermal in Erinnerung rufen. Auch was das Zusammensein mit unseren Hunden anbelangt.


So, ich habe fertig. Ich bin sehr, sehr dankbar, dass ich meine Zeit draussen, mit meinen eigenen Hunden, im echten Leben verbringe. Dass ich von ihnen lernen darf und sie mir immer wieder so viel beibringen. Über Hunde, über uns Menschen und über mich selbst. Dass ich meine Tage mit Arbeit fülle, die ich liebe – eins zu eins, face to face, the real shit und in Echt, mit Menschen und ihren Hunden, fernab von Tastaturcowboys*girls und den Auswüchsen der Hundeszene in dieser Zeit.


Herzensgrüsse Anja & die Belgier / 11. Februar 2023


P.S. das Buch « Mein Hundewissen» von Günther Bloch kann ich allen empfehlen, die wiedermal etwas Bodenständiges, down to earth Ehrliches lesen wollen. Von einem Menschen, der der Mensch-Hunde-Welt unsagbar Gutes getan hat und mit seinen Büchern immer noch tut.

«Wenn wir es falsch machen wollen, brauchen wir nur alles zu verkomplizieren. Bis ins Unerträgliche. Wenn wir es dagegen richtig machen wollen, brauchen wir uns nur darauf zu konzentrieren, das Leben mit Hund pragmatisch und zielorientiert zu gestalten. Der Rest ist reine Bauchsache. Wer seine Hundehalter-Hausaufgaben auf einfach Weise bewerkstelligen will, der sollte dies unbedingt tun. Mehr geht nicht. Immer «alles toll» geht nicht. Warum also krampfhaft einem Ideal hinterherlaufen, das nicht zu erreichen ist?»


Günther Bloch, you are missed


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